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Spazierflieger SPAZ-B
SPAZ-B ist ein Spazierflieger oder englisch auch walkalong glider. Meines Wissens die einzige Art paper airplane, welche pilotiert werden kann. Dazu bewegt man sich hinter dem Flieger und erzeugt mit seinen Händen Auftrieb. Durch die Variation der Stärke und des Auftreffpunktes des so erzeugten Luftstromes kann der Papierflieger gesteuert werden, ohne dass er berührt wird. Dieses Video zeigt meine Flügversuche mit dem SPAZ-B in einer Turnhalle.

Einige meiner FehlversucheWenn man es erst einmal kann, macht die Sache riesen Spaß. Es ist, als ob du selbst im Flieger sitzt. Keine elektronische Fernsteuerung kommt da heran. Dabei braucht es gar nicht viel, um einen SPAZ-B zu bauen: Ein Blatt Papier, einen Klebestift, eine Schere und, je nach Geschick, etwas mehr oder weniger Zeit. Das Papier sollte in etwas ein Seitenverhältnis von 1 zu Wurzel 2 haben. Für ausgewachsene Hände eignet sich ein Blatt A4 sehr gut, wenn deine Hände kleiner sind, dann darf das Blatt ruhig etwas kleiner sein. Wichtig ist die Grammatur des Papieres. Diese sollte zwischen 30 und 40 g/m2 liegen. Durchschlag- und Luftpostpapier eignet sich, neigt aber beim Verkleben etwas zur Wellenbildung. Ich bevorzuge, nach etlichen Versuchen, eine Seite aus einem Telefonbuch. Alle par Jahre gibt es ja ein neues, warum sollte man dann das alte nicht zu Papierfliegern verarbeiten? Leider kannst du nicht jedes beliebige Telefonbuch verwenden.
Zum einen schwank die Buchgröße sehr stark. Nur in Gebieten mit sehr vielen Einträgen ist das Telefonbuchformat A4. Oft werden auch kleinere Bücher gedruckt.
Zum anderen ist das verwendete Papier sehr unterschiedlich. Die Grammatur schwankt von Buch zu Buch. Mein Telefonbuch hat zum Beispiel 34 g/m2, die Gelben Seiten für dasselbe Gebiet und vom selben Verlag aber 39 g/m2. Andere Telefonbücher haben sogar 70 g/m2 und mehr.
Bei der Wahl von Telefonbuchseiten musst du also sehr vorsichtig sein, nicht alle sind geeignet! Wenn du das richtige Papier gefunden hast, kann es endlich losgehen:

SPAZ-B: Bauanleitung Bild 01

1. Das Ausgangsblatt wird in Längsrichtung halbiert.
2. Die obere Ecke wird so nach unten geschlagen, dass von der Oberseite noch ca. 1/6 bis 1/5 übrig bleibt. Bei einem Blatt A4 sollten es also ungefähr 38 mm sein. Diese Operation gleich noch mit der anderen Hälfte wiederholen.
3. Das sollte jetzt so aussehen. Nun wird die Spitze wieder zurückgeklappt, aber nur die der oben liegenden Hälfte!

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 02

4. Das obere Dreieck wird exakt halbiert. Ab hier kommt es sehr auf Genauigkeit an.
5. In dem nun die beiden Falzlinien aufeinander gelegt werden entsteht zwischen ihnen ein Bergfalz. Dieser sollte besonders scharf nachgezogen werden.
6. Danach wird der Bergfalz gleich wieder geöffnet.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 03

7. Die Form sollte jetzt so aussehen und muss gewendet werden.
8. Die oben herausstehende Ecke wird auf die untere Ecke geschlagen. Unbedingt den neuen Falz scharf nachziehen.
9. Das sollte jetzt so aussehen. Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Das Blatt wird wieder glatt auseinander gefaltet.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 04

10. Jetzt kommt die Schere zum Einsatz. Rechts und links werden entlang des zweiten! Falzes von innen zwei gleichgroße Dreieck abgetrennt. Diese nicht wegwerfen, da wir sie Später noch gut brauchen können.
11. Auf einer Seite wird das schmale Dreieck am vorgeformten Falz in die Form geschlagen.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 05

12. Der Vorgang wird wiederholt, nur das diesmal die Schnittkante als Knickmarkierung dient. Wer Angst hat, dass er hier verrutscht, kann diesen Falz auch als Bergfalz ausführen.
13. Ein letztes Mal wird das Dreieck in die Form gefaltet. Auch dieser Falz kann, der Einfachheit halber, als Bergfalz ausgeführt werden. Ich wollte in dieser Anleitung nur nicht dauernd die Form hin und her drehen und so Verwirrung stiften.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 06

14. So sieht unser Blatt aus, wenn alle Falze wieder geöffnet sind. Jetzt werden die Schritte 11. Bis 13. Auf der anderen Seite wiederholt.
15. Auch die zweite Runde Vorbereitungsfalze ist zu ende, nun wird das erste Mal geklebt. Dazu die Rose eingefärbte Flache dünn mit einem Klebestift (kein Flüssigkleber!) einstreichen und wie gehabt in die Form klappen. Alles schön andrücken und glatt streichen.
Bei Flüssigkleber wird das Papier zu nass, dass könnte die fertige Form verändern. Außerdem kann sich durch Flüssigkleber die Schwerpunktlage des fertigen Fliegers sehr verändern.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 07

16. Der Vorgang wird auf der gegenüber liegenden Seite wiederholt. Danach stellt man den Klebestift am besten etwas zur Seite, denn leider braucht es jetzt noch ein par weitere Vorbereitungen, bis der Flieger weiter zusammen geklebt werden kann.
17. Die unter Spitze wird so in die Mitte der Form geschlagen, dass der neue Falz durch den Kreuzungspunkt der Falze in der Mitte der Form geht, dabei muss die Spitze auf dem Mittelfalz zu liegen kommen.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 08

18. An den Seiten werden, an den vorhandenen Falzen, die kleinen Dreiecke wechselseitig in die Form geschlagen und noch einmal scharf nachgezogen. Dabei muss man darauf achten, dass die Spitze des Dreieckes in der Mitte auch wirklich auf dem Mittelfalz bleibt.
19. An den Hinterkanten der kleinen Dreiecke wird die Spitze in der Mitte der Form nach unten geschlagen. Wenn alles richtig liegt, ragt diese danach etwas über den Rest der Form hinaus.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 09

20. Die Grundform des Fliegers ist fertig. Jetzt muss sie nur noch verklebt werden. Dazu werden erst einmal alle Falze wieder aufgeklappt.
21. Als Vorbereitung zum Verkleben wird die Spitze unter die Form gebracht.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 10

22. Der untere Rosa markierte Teil des Fliegers wird dünn mit Klebestift bestrichen und anschließend nach innen geklappt. Achtung: die zuvor versteckte Spitze wird nicht mit verklebt!
23. Die Spitze wandert ohne Kleber! In die Mitte der Form.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 11

24. Nach einander werden die unteren Dreiecke mit Klebestift eingestrichen, eingeklappt und verklebt.
25. Der Vorgang wird noch einmal wiederholt.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 12

26. Als letztes wird die Spitze in der Mitte mit Klebestift dünn eingestrichen. Am besten legt man eines der anfangs abgeschnittenen Dreiecke unter, damit man nicht versehentlich die Tragfläche vollkleistert. Anschließend wird die Spitze nach unten umgeschlagen und festgedrückt.
27. Die Grundform unseres Fliegers ist fertig.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 13

28. Zur Stabilisierung der Fluglage benötigt der SPAZ-B zwei Flügelchen an den Enden der Tragflächen. Dazu werden diese so auf die Hinterkante gefalzt, dass die äußere Flügelspitze genau auf der Hinterkante zu liegen kommt und der Teil der eingeklappten Vorderkante parallel zum Mittelfalz ist. Das sollte sehr genau und symmetrisch erfolgen. Telefonbuchpapier hat hier den Vorteil, dass man sich mit den Kanten an der Schrift orientieren kann.
29. Zeigt die Situation danach. Anschließend werden die Falze wieder geöffnet.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 14

30. Dieser Schritt ist ebenfalls sehr wichtig. Nacheinander werden zwei Falze in der Mitte der kleinen Dreiecke angelegt und gleich wieder geöffnet, aber jeweils nur von der Mitte der Form bis zu den gerade gemachten Falze für die Flügelchen! Keinesfalls sollten diese Falze durchgezogen werden. Der Sinn dieser Falze besteht darin, der Vorderkante der Flügel etwas mehr Stabilität, aber vor allem eine leicht Wölbung zu geben. Dadurch entsteht später in der Tiefe der Tragfläche so etwas ähnliches wie ein S-Schlag und, dadurch wiederum, verbessern sich die aerodynamische Eigenschaften.
31. Zeigt die fertige Falzführung von der anderen Seite.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 15

32. Aus einem der am Anfang abgeschnittenen Dreiecke macht man einen rechteckigen Streifen, welcher über die Spitze der Fliegers geklebt wird. Dazu schmiert man diesen reichlich mit Klebestift ein. Hier darf es ausnahmsweise wirklich mal etwas mehr sei, bevor man ihn auf die Spitze drückt.
33. Denn jetzt wird der Steifen so um die Vorderkante der Tragfläche gedrückt, dass diese eine leicht V-Form erhält. Hat man etwas mehr Kleber genommen, dann <schwimmt> der Papierstreifen etwas und man kann noch eine Zeitlang korrigieren.

SPAZ-B: Bautanleitung Bild 16

Zum Schluss alles noch hübsch ausrichten. Die Hinterkante des Fliegers sollte eine gleichmäßig gebogene Linie ergeben. Es kann sein, dass dies durch den Mittelfalz gestört wird. In diesem Fall muss man den Mittelfalz vorsichtig bis zur Verklebung in die Gegenrichtung durchknicken. Etwas knifflig, aber wer so weit gekommen ist lässt sich von dieser letzten Schwierigkeit wohl nicht mehr abschrecken. Weiter unten gibt es dazu noch ein par Bilder von einem fertigen SPAZ-B zum anschauen.
Gestartet wird der SPATZ-B mit dem Pinzetten-Griff und der Einfliege-Technik. Getrimmt wird der Flieger in dem man die Anstellung der Flügelchen verändert. Macht man ihren Winkel etwas flacher, so wird der Flieger kopflastig, vergrößert man die Anstellung geht die Reise Richtung Schwanzlastigkeit. Dreht der SPAZ-B nach recht so muss der Winkel des rechten Flügelchens verflacht oder der des linken vergrößert werden. Am besten stellt man den Flieger für sehr langsamen Flug, hart an der Schwanzlastigkeit, ein. Dann muss man nicht so rennen und es sieht auch eleganter aus.
Allerdings ist das Pilotieren mit den Händen eine nicht ganz einfache Sache, welche erst einmal geübt werden muss. Wenn du dir also anfangs keine blauen Flecke holen willst, solltest du dir einen möglichst großen Raum für deine ersten Flüge suchen. Eine Turnhalle ohne Hindernisse ist zum Beispiel perfekt.
Und hier, wie versprochen, noch ein par Bilder vom fertigen Flieger. Schön zu erkennen ist die durchgänige gleichmäßige Wölbung der Hinterkante, welche durch das herausdrücken des Mittelfalzes bis zur verklebten Spitze entsteht.

Spaz: Ansicht von untenSPAZ-B: Ansicht von hintenSPAZ-B: Ansicht von oben

Gefällt dir dieser Flieger? Mehr Faltanleitungen findest du in meinem Buch.

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