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Material Material Ballast

Natürlich sind Papier, Karton oder Pappe die wichtigsten Materialen, aus denen Papierflieger bestehen. Darum soll es aber hier nicht gehen. Wenn wir hier über Konstruktionsmaterialien für Papierflieger reden, handelt es sich um zusätzliche Hilfsmittel, welche hautsächlich zur Formgebung und Konditionierung des Fliegers eingesetzt werden. Andere Hilfsmittel, welche dagegen ausschließlich zum Trimmen oder als Ballast zum Einstellen der gewünschten Schwerpunktlage dienen, werden auf der Seite <Trimmgewicht & Ballast> behandelt.
Es lassen sich zwei Gruppen von Konstruktionsmaterialien unterscheiden, nämlich solche, welche am fertigen Flieger verbleiben und Hilfsmittel, welche nach Anwendung wieder entfernt werden. Erstere kommen bei Oriplanen nie, bei Faltfliegern eher selten und bei Papierflugzeugen häufig zum Einsatz. Entfernbare Hilfsmittel können dagegen bei allen Spielarten der Papierfliegerei Anwendung finden, werden aber von Außenstehenden selten bemerkt (da sie im Flug nicht mehr am Flieger zu sehen sind).
Hilfmitteln beider Sorten sind in Anzahl und Anwendung kaum Grenzen gesetzt. Deshalb wird die nachfolgende Aufzählung wohl immer unvollständig sein. Vielleicht kann sie dir aber die eine oder andere Anregung zur Konstruktion deiner eigenen Papierflieger vermitteln.


Klebeband - einseitig

Einseitiges Klebeband gehört zu den am häufigsten gebrauchten Hilfsstoffen beim Bau von Faltfliegern, aber auch bei Papierflugzeugen findet es oft Verwendung. Es entstehen keine Zwangspausen für das Austrocknen, wie bei Klebstoffen auf Basis von Lösemitteln. Außerdem wird das Papier nicht feucht und so auch nicht in seinen Eigenschaften verändert.

Beispiel KlebebandabrollerAm bekanntesten sind Kunststoffträger mit Klebeschicht. Ob nun Markenprodukte wie Tesa-Film oder no name, es gibt sie als großflächige Klebefolien oder auf Rollen in den verschiedensten Abmessungen und Folienstärken. Am ehesten eignet sich jedoch, meiner bescheidenen Meinung nach, ganz einfache Rollenware für's Büro. Ich bevorzuge eine Breite von ca. 12,5 mm. Befindet sich die Klebebandrolle in einem Tischspender, lassen sich beliebig viel und beliebig lange Stücke mit nur einer Hand entnehmen. Die Zweite hat man dann für andere wichtige Dinge frei, wie zum Beispiel die Klebestelle in Form zu halten. Leider haben Klebestreifen mit Kunststoffrücken auch Nachteile.
Zum einen versiegelt die Folie das Papier an der Klebestelle. Es kann dort nicht mehr <atmen>, das heißt sich an die Luftfeuchtigkeit der Umgebung anpassen. Da diese Versiegelung in der Regel nur auf einer Seite des Papiers erfolgt, kommt es vor allem bei dünnen Papieren früher oder später zu unschönen Verwerfungen um die Klebestelle herum.
Zum anderen haftet die Klebeschicht der Folie einfach viel zu gut am Papier. Daraus resultieren enorme Probleme, wenn man sie wieder entfernen will. Häufig reißt das Papier ein, oder Teile der Papieroberfläche werden mitgerissen. Selbst wenn es gelingt, den Folienstreifen ohne Verletzungen im Papier herunterzuziehen, ist das Papier an der ehemaligen Klebestelle immer noch stark unter Spannung und wird leicht beulen. Wenn man also mit Folienklebeband arbeitet, sollte man genau wissen was man tut. Spätere Korrekturen sind jedenfalls sehr schwierig, bei manchen Papieren unmöglich.

Gothaplast-VliesDer Steg stöhrt im AbrollerAußer Kunststoff gibt es auch noch viele andere Grundmaterialien für Klebebänder. Mein persönlicher Favorit ist ein sehr dünner fast durchsichtiger weißer Filz. Das daraus hergestellte Pflaster wird in Apotheken unter dem Namen Gothaplast-Vlies verkauft. Man bekommt es in der Breite von 12,5 und 25 mm als 10 m Rolle. Leider muss man es in der Regel vorbestellen und es ist auch alles andere als billig. Dafür ist es luftdurchlässig und lässt sich problemlos wieder vom Papier ablösen. Trotzdem besitzt dieses Klebeband ausgezeichnete Hafteigenschaften. Der hohen Kosten wegen, verwenden ich es allerdings vorwiegend zum Bauen und zur Veränderung/Verbesserung von Prototypen. Wenn man den kleinen Steg auf der Innenseite der Rolle heraustrennt, passt diese in fast alle handelsüblichen Tischspender. Bei mir steht immer je ein Spender Tesa und Gothaplast auf dem Basteltisch.

MalerkreppBei größeren Flugzeugen aus Pappe oder sogar Wellpappe lassen sich auch Klebebänder aus Papier gut einsetzen. Omas braunes Papierband ,mit wasserlöslicher Leimschicht, ist damit allerdings nicht gemeint. Die angefeuchteten Klebestreifen weichen die Pappe an, trocknen nur langsam und kleben auch nur sehr mangelhaft. Besser ist Malerkrepp aus dem Baumarkt. Dabei darf es ruhig das billige (fast) glatte Kreppband sein. Die meisten Sorten klebt aufgezeichnet und mit Schere und Bastelmesser lässt es sich gut zuschneiden.



Vielzweck-Etiketten

Vielzweck-Klebe-EtikettenSelbstklebende Etiketten gibt es in vielen Größen. Ob einfarbig oder bunt, beschriftbar, bereits beduckt, aus Papier oder Metallfolie, alle lassen sich mehr oder weniger gut verarbeiten. Der große Vorteil von Etiketten gegenüber einfachem Klebeband besteht in den vielen absolut identischen Stücken. Mit Etiketten als Verbindungsmaterial lassen sich schnell große Flotten identischer Papierflugzeuge produzieren. Immer vorausgesetzt, du hast genug davon. Natürlich sollte ein Entwurf, bevor er in Serie geht, bis auf's j-Kleckschen ausgereift sein. Nicht zu unterschätzen sind auch die Designeffekte, welche sich mit Etiketten erzielen lassen. Leider tragen diese nur selten zur Verbesserung des Flugverhaltens bei.



Klebeband - doppelseitig

Beispiel für 3D-KlebeplättchenHier wurde geschummelt!Doppelseitiges Klebeband eignet sich hervorragend um den Rumpf eines Faltfliegers zu schließen oder um zusätzlichen Ballast am Flieger zu befestigen. Je dünner das Band ist, desto weniger wird es auffallen. Handelsüblich sind Rollen mit Meterware oder bereits in kleine Quadrate zerteile Platten. Letztere, mit der sogenannten 3D-Colagetechnik (3D-Serviettentechnik) aufgekommen Zuschnitte, finde ich besonderst praktisch. Es kann zwar manchmal etwas nervig sein die Schutzfolien abzufummeln, vor allem wenn die Quadreate sehr klein sind, dafür lassen sich die Klebestückchen aber meistens rückstandsfrei wieder entfernen.



Niet und Hohlniet

Der Plastikniet fixiert gleichzeitig den Ballast.Durch den Hohlniet kann man eine Schnur ziehen.Eine etwas ungewöhnliche Art, den Rumpf von Papierflugzeugen dauerhaft zu schließen. Niete und Holniete wurden und werden hauptsächlich bei industriell vorgefertigten Kartonfliegern verwendet. Mit diesen Nieten wird manchmal auch gleich noch ein Ballastgewicht fixiert. Beim Verwenden von Holnieten erhält man zusätzlich ausreißsichere Löcher, welche sich ausgezeichnet zur Befestigung von Zugschnüren oder als Buchse zur drehbaren Lagerung von Windspielen eignen. Trotzdem gehören Nieten eher zu den exotischen Hilfsmitteln.



Musterbeutelklammer

Rumpfverschluss mittels MusterbeutelklammerHeute werden kaum noch Wahrenmuster mit der Briefpost verschickt. Der Musterbeutel ist fast ausgestorben. Überlebt hat aber bis heute der Beutelverschluss, die Musterbeutelklammer. Wir verdanken das der preiswerten Postversandart <Büchersendung>. Außer Druckerzeugnisse darf die Büchersendung nur einen Lieferschein oder eine sehr kurze Mitteilung enthalten. Damit die Post das auch kontrollieren kann, muss man seine Büchersendung in einem wiederverschließbaren Umschlag verschicken. Das einfachste Mittel dazu ist bis heute die Musterbeutelklammer.

An Papierflugzeugen ist die Musterbeutelklammer allerdings noch exotischer als Niet oder Holniet. Wie diese wird die Musterbeutelklammer vor allem zum Verschluss der Rumpfspitze verwendet. Vorteil: Die benötigten Löcher lassen sich mit einem handelsüblichen Tischlocher stanzen.



Heftklammer

Mit einer Heftklammer lässt sich auch Ballast fixieren.Heftklammern sind eine weitere Möglichkeit den Rumpf von Papierfliegern zu verschließen. Die Anwendung ist allerdings etwas problematisch, da sich das Papier beim Setzen der Heftklammer fast immer verzieht. Ohne Korrektur wirkt sich das schnell auf die Flugleistung des Fliegers aus.



Foldback-Klammer

Ein Superwerfer <reift> für seinen ersten Start.In Europa sind Foldback-Klammern ziemlich unbekannt. Zudem wirst du diese speziellen Papierklammen wahrscheinlich nie an einem fliegenden Modell sehen. Als Ballast sind sie zu leicht und zu sperrig, zum Verschließen von Falten gibt es andere Möglichkeiten (siehe oben). Dafür sind sie bei der Lagerung und Formgebung von Papierfliegern kaum wegzudenken. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten um Papierflugzeuge bis zum abtrocknen des Klebstoffes in Form zu halten, aber kaum eine andere Klammer ist so präzise zu psitiomieren, so vielseitig einzusetzen, so kräftig und dabei so preiswert. Die Stahldrahtbügel an jeder Foldback-Klammer lassen sich übrigens nach dem Setzen der Klammer leicht entfernen. So kann man sie noch dichter aneinander setzen. Unterschiedliche Größen lassen sich sogar übereinander anordnen.

Kaskade aus 3 unterschielichen Foldbackklammer - GrössenRichtig interessant sind Foldback-Klammern allerdings für die Lagerung von Hochleistungs-Faltfliegern. Beim Falten kommen immer auch Spannungen ins Papier, welche dafür sorgen, das der Flieger an den Falten wieder aufgehen möchte. Um diese Spannungen aus dem Papier zu bekommen, sollten solche Flieger ca. eine Woche lang <nachreifen>. In dieser Zeit bildet sich unter dem Einfluss von Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit die inneren Bindungen im Papier um, bis die Faltspannungen verschwunden sind und der Flieger das Maximum an Formstabilität erreicht hat.

Foldback-Klammern gibt es in vielen verschiedenen Größen. Üblich sind Maulbreiten von 13 / 16 / 19 / 25 / 32 / 41 / 51 mm.



Trinkröhrchen

Teilansicht der G38 aus meinem BuchFlieger aus Strohalm und Burger-SchachtelPapierflugzeuge, in welchen Trinkröhrchen verbaut werden, sind echte Exoten. Allerdings ist dieses Baumaterial billig und leicht verfügbar. Es birgt daher ein gewisses Potential, welches gehoben werden will. Leider werden solche Flieger von manchen Konstrukteuren nicht mehr zu den Papierflugzeugen gezählt. Das sollte aber jeder für sich entscheiden. Schließlich hängt das von der Definition eines Papierflugzeuges ab. Wie viel Gewichts- oder Volumenprozent dürfen aus einem anderem Material als Papier bestehen? Tja ich weiß das nicht, und ob das Ding am Ende Papier- oder Modellflieger heißt, ist mir eigentlich auch herzlich egal.


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